Das berühmte Goethe Zitat: „Man sieht nur, was man weiß.“, ist nicht nur leere Formulierung, sondern für viele Bereiche des Lebens anwendbar. Es beschreibt die Tatsache, dass uns nur Dinge auffallen können, über die wir Hintergrundwissen besitzen. Doch was bedeutet diese Erkenntnis für das eigene Leben?
Mehr Wissen öffnet unsere Wahrnehmungskanäle für immer wieder neue Aspekte. Dieses Phänomen wird beispielsweise in der Business Modewelt deutlich. Wer das erste Mal einen Anzug kauft, wird kaum wissen worauf man achten muss. Die Wahl fällt einfach auf ein Modell, das einem auf den ersten Blick und beim ersten Tragen gefällt.
Jemand, der sich hingegen in der klassischen Modewelt etwas auskennt, wird viele Kleinigkeiten beachten. Die Sakkolänge, die Passform, die Kragenform, die Verschlussart, das Material, die Farben, etc.. Andernfalls würde er sich einfach falsch gekleidet fühlen – selbst mit einem Anzug.
Mit mehr Wissen, wachsen auch die Ansprüche.
Ein anderes Beispiel ist eine Gruppe junger Leute, die häufig Kneipen oder Bars besuchen. Sie empfinden die Einrichtung als „normal“ und halten eine mürrische Bedienung oder eine etwas schmuddelige Bar für selbstverständlich. Falls dieselben schon mal in einer exklusiveren Einrichtung den Abend verbracht haben, würde das die Sichtweise auf die alte Bar und Bedienung verändern. Man würde jetzt merken, dass die Kellner doch nicht so freundlich sind, wie man geglaubt hat, die Tische schmutziger sind als zuvor oder die Cocktails irgendwie doch nicht so intensiv schmecken.
Ein weiteres Beispiel sind voreilige Schlüsse, die wir über andere Menschen ziehen. Diese Urteile bleiben manchmal so stark in unseren Gedanken verankert, dass wir vorerst keine anderen Eindrücke zulassen. Falls man jedoch eine neue Hintergrund-Informationen über den Menschen erhält, kann dies den Eindruck schlagartig ändern. So kann jemand, der häufig schlecht gelaunt ist, schnell als Pessimist abgestempelt werden – obwohl er nur mit schwierigen Familienverhältnissen zu kämpfen hat.
Erst das Wissen und die Fähigkeiten, die man sich angeeignet hat, öffnen einem die Augen für eine neue Welt – denn man sieht nur, was man weiß.
30Tausend
Reinhart says
Überzeugungen über die Wirklichkeit bilden die Wirklichkeit.Ideen über das, was möglich ist und was unmöglich ist, werden in allen Bereichen reflectiert. Die Wissenschaft erklärt wiederholt; es gibt keine festen Gegenstände, Aber der Glaube, dass es feste Gegenstände geben soll, genugt, um die Illusion von festen Gegenstände zu erleben.
Kernkraftwerke inbegriffen!
Artur N. says
Hallo Reinhart, danke Dir für die wichtigen Worte! Der Glaube formt nun mal die Realität.
Alex says
Ich glaube deine Einstellung basiert zu sehr auf religiösen bzw. physikalischen Faktoren.
Man glaubt nur zu sehen was man sieht ist schon wahr, aber es ist nicht der Glaube der es ausmacht, sondern das Wissen.
(Wer sich für den physikalischen Teil interessiert, der kann sich gerne über das „Doppelspalt Experiment“ informieren. Der religiöse Ansatz sollten vielen auch so bekannt sein.
Aus meiner Sicht will Goethe nur sagen, das die Wahrnehmung sehr eingeschränkt ist. Vergleichbar mit: „Man hört nur das, was man hören will.
Bitte Korrigiert mich, wenn ich was missverstanden habe 🙂