Es ist im Allgemeinen verbreitet, dass ältere Menschen so genannte “Lebenserfahrung” besitzen und junge Leute sich deshalb auf ihr Urteil und ihre Meinung verlassen sollten. Wenn wir einen Menschen mit Lebenserfahrung antreffen, glauben viele von uns, dass er auch klug und weise ist.
Im Prinzip heißt Lebenserfahrung aber nichts anderes, als lange gelebt zu haben. Man ist einfach alt. Es hat nichts damit zu tun, ob man die richtigen Dinge erlebt und die optimalen Lösungen für Probleme gewählt hat.
Nehmen wir zum Beispiel die “Selbstständigkeit”, also die Unternehmensführung.
Manche Menschen haben in ihrem Leben die Erfahrung gemacht, dass Selbstständigkeit schrecklich schwer ist. Für sie gibt es keinen Grund, warum man selbstständig sein sollte. Sie kamen nicht mit den Kunden klar, wussten nicht wie sie alles planen sollten und konnten sich nicht jeden Morgen selbstständig aufraffen.
Wenn man diese Menschen über Selbstständigkeit ausfragt, werden sie wahrscheinlich von dem ganzen Ärger erzählen, den sie erlebt haben. Und noch schlimmer: Sie raten Dir als Individuum vermutlich stark davon ab. Denn was für sie nicht gut war, ist es für Dich sicher auch nicht.
Das Problem dabei: Viele Menschen glauben diesen Urteilen und lassen sich von Menschen mit Lebenserfahrung komplett einschränken. Sie bedenken nicht, dass diese Menschen nun mal andere Wesen mit anderer Persönlichkeit sind und in einer anderen Zeit, wahrscheinlich mit einer anderen Idee gestartet sind.
Was für den Menschen A eine schreckliche Erfahrung war, kann für den Menschen B der Himmel auf Erden sein. Die weit verbreitete “Lebenserfahrung” hat damit gar nichts zu tun.
Auch wenn man eine ältere Person befragt, für die Selbstständigkeit super war, sagt das nichts darüber aus, wie man es selbst empfinden wird. Vielleicht hat diese ältere Person gewisse Persönlichkeitsmerkmale, die für ein eigenes Unternehmen notwendig sind. Es könnte trotzdem gut sein, dass man selbst aber nicht dafür geeignet ist.
Und so kann man sich auch nicht auf das subjektive Urteil des erfolgreichen Menschen mit Lebenserfahrung verlassen. Ob Selbstständigkeit nun zu einem passt oder nicht, muss man ganz alleine herausfinden.
Egal wie viel Lebenserfahrung jemand hat: Niemand kann Dir sagen, ob Du persönlich mit einem Problem zurechtkommen wirst oder nicht. Natürlich stecken hilfreiche Tipps in den Ratschlägen anderer, trotzdem musst Du Deine eigenen Erfahrungen machen!
Lebenserfahrung verdient keinen Respekt
Ein weiteres Merkmal, dass mit der Lebenserfahrung einhergeht, ist der übermäßige Respekt, den wir älteren Menschen widmen sollen. Doch warum eigentlich? Was ist daran so besonders, wenn man alt ist? Es ist ja schön, dass die Person schon länger lebt, als man selbst – aber warum muss man ihr deshalb besonderen Respekt widmen?
Auch ältere Menschen können unfreundlich, respektlos, beleidigend und dumm sein. Außerdem gönnen sie jüngeren Menschen nur selten den Erfolg, den sie selbst niemals erreichen konnten.
Was gibt es daran schon zu respektieren?
Wenn man sich in Bus und Bahn umschaut und sieht wie egoistisch sich Menschen jeden Alters verhalten, wie gemein und hinterhältig sie reagieren können und wie selten sie Aufmerksamkeit würdigen, dann sollte einem schnell klar werden, dass “Lebenserfahrung” ein schwaches Argument für einen Ratschlag ist. Diese Floskel wird einfach gerne genutzt, um persönliche Erfahrungen ganz plötzlich in allgemeine Wahrheiten zu verwandeln.
Wissen hat nichts mit der Masse von Erfahrungen zu tun, sondern mit ihrer Qualität.
Foto: mark sebastian
Na ja, ganz schön frech Euer Einstieg. Okay, im Text wird’s dann geklärt.
Klar muss jeder seine eigenen Erfahrungen machen, aber von den Lebenserfahrungen anderer kann man schon lernen, man sollte sie bloß kritisch hinterfragen.
Hört sich alles ein wenig überheblich an.
Auf den ersten Blick ein recht provokanter Artikel, aber in vielen – nein, in allen Teilen – stimme ich damit überein.
Ich selbst gehöre zur Generation U60, habe also auch schon einige Jährchen auf dem Buckel.
Trotzdem würde ich nie auf die Idee kommen, jemand anderem oder meinem Nachwuchs meine Lebenserfahrung „überzuwuppen“. Jeder muss doch seine eigenen Erfahrungen machen und hat auch das Recht auf seine eigenen Fehler. Meine Lebenserfahrung ist nichts weiter, als eben MEINE Lebenserfahrung 🙂
Hallo Simons, hallo Ursula!
Vielen Dank für Eure Meinungen! Wie Ihr es bereits gesagt habt – es gibt nicht DIE Lebenserfahrung.
Und jeder sollte sich auch Erfahrungen von anderen anhören und sich dadurch inspirieren lassen. Wir tun das auch sehr gerne.
Manchmal erleben wir jedoch, dass einige sich dadurch negativ beeinflussen lassen und die Geschichten überschätzen ohne sie (wie Simons es gut sagte) kritisch zu hinterfragen.
Viele Grüße und eine schöne Woche Euch beiden!
Der Dumme lernt aus seinen Fehlern,
der Kluge aus den Fehlern der anderen
Aus China
Der Kluge lernt aus allem und von jedem,
der Normale aus seinen Erfahrungen
und der Dumme weiß alles besser.
Sokrates
Und jeder hat Respekt verdient – auch wenn er neidisch oder provokant ist.
Hallo Frau Richter! Natürlich soll man aus den Erfahrungen anderer lernen, sich aber nie von ihnen einschränken lassen. Vielen Dank für die interessanten Zitate – die kannte ich noch nicht.
Viele Grüße
Interessante Sichtweise. Generell sollte man sich nicht auf Ratschläge anderer verlassen. Es ist jedoch sicherlich sehr hilfreich und auch interessant, ältere Menschen zu gewissen Themen zu befragen.
Was man dann mit deren Erfahrungen macht, muss man dann selbst entscheiden. Es gibt auch Menschen, die mit 30 schon mehr Erfahrungen gesammelt haben als manche Menschen, die bereits 50 sind. Es hängt ja auch davon ab, wie „schnell“ und intensiv man lebt und wieviel Erfahrungen man in die Tage packt.
Generell bin ich davon begeistert, mich mit alten Menschen zu unterhalten – was aber nicht heißt, dass deren Erfahrungen meine Entscheidungen grundlegend prägen.
Hallo! Das stimmt, die Lebenserfahrung hat mit der Intensität des Lebens zu tun. Es gibt gewisse Menschen, die verstehen auch mit 60 nicht, dass man z. B. seine Teile seiner Persönlichkeit ändern kann, weil sie sich einfach niemals damit beschäftigt haben. Natürlich hören auch wir gerne, was uns andere zu sagen haben – egal ob sie nun jünger oder älter sind. Ich glaube jedoch, dass man mit den Erfahrungen anderer vorsichtig umgehen sollte. Immerhin neigen wir Menschen zu Rationalisierung und versuchen Dinge, die uns geschehen sind, nachträglich zu erklären. Aus diesem Grund sollte man zwar von Erfahrungen lernen, aber am besten durch eine zweite Ebene, indem man die Aussagen des anderen nochmal hinterfragt.
Interessante Artikel, die hier angeboten werden. Nur wurde dieser hier leider sehr plump formuliert.
„Warum Lebenserfahrung wertlos ist“, „Lebenserfahrung verdient keinen Respekt“.
Diese Überschriften verdeutlichen auf den ersten Blick so ziemlich genau das, wovor in diesem Artikel gewarnt wurde, nämlich mangelnder Respekt und Überheblichkeit. Vielleicht wäre dies vermieden worden, wenn die Autorin oder der Autor mehr ins Details gegangen wäre..
Natürlich kann nicht jeder Mensch von einem für’s Leben lernen- wie ihr schon richtig geschrieben habt, sind wir alle völlig unterschiedlich veranlagt und was für den einen goldrichtig erscheint, muss für den anderen ja nicht auch so sein. Nur liegt es dann aber auch an den vermeintlich Unerfahrenen, ob sie sich auf das einlassen, was ihnen ein vermeintlich verbitterter Alter sagt, oder nicht.
Dagegen zu wettern, wie gemein sich manche Menschen heutzutage verhalten, finde ich persönlich nicht in Ordnung. Natürlich kommt auch bei mir ab und an mal Wut auf solche Menschen hoch, aber dann zeige ich auch ihnen gegenüber meinen Respekt indem ich genau hinschaue, warum diese Menschen so geworden sind , wie sie jetzt sind- letzten Endes bleibt meist Mitleid, keine Wut.
Außerdem hat es den positiven Nebeneffekt, dass gleich 2 Probleme aus der Welt geschafft werden: Ich rege mich nicht mehr auf und es gibt eine vermeintliche ‚Schreckschraube‘ weniger auf der Welt.
Um wieder auf den Artikel zurückzukommen; Ich persönlich finde das Teilen von Erfahrungen in gewissem Maße wichtig- wenn man sie richtig zu interpretieren weiß. Im Alter zusammenfassend sagen zu können, vieles probiert zu haben, auch mal gescheitert zu sein- aber erkennen, dass dies an mir selbst gelegen hat. Und dass der bei mir Rat suchende es besser hinkriegen könnte, wenn ich ihm den Rat gebe, nicht aufzugeben, so wie ich es vielleicht getan habe.
Eine kritische Selbstbetrachtung mit den Eingeständnissen, Fehler gemacht zu haben. Denn dann kann die , wie ich denke, wichtigste Lebenserfahrung weitergegeben werden- dass es nur einen Weg gibt, nämlich den eigenen.
Hallo! Natürlich ist der Artikel bewusst provokant geschrieben. Doch das führt dazu, dass man auch wirklich über dieses Thema nachdenkt. Es gibt viele Menschen, die einem den Erfolg gönnen – egal aus welcher Altersklasse – doch genauso gibt es eben die anderen. Wir sind nicht verbittert oder wütend, denn es ist klar, dass jeder seine Gründe für ein bestimmtes Verhalten hat und dementsprechend handelt. Zu viel Verständnis für andere Menschen birgt jedoch trotzdem große Gefahren. Es kann dazu führen, dass man sich und seine Ideale aufopfert, um jemandem zu helfen, der es nicht schätzt. Grundsätzlich geht es hier im Artikel um die „Lebenserfahrung“. Es geht um die Situation, wenn man eine Entscheidung treffen möchte und jemand, sagt, dass man auf ihn hören muss, weil er ja immerhin schon mehr erlebt hat. Viele junge Leute geben dann aus Prinzip nach, weil sie davon überzeugt sind, dass jemand gleichzeitig erfahrener ist, wenn er länger als man selbst gelebt hat. Das ist aber nicht wahr, da immer die Art der Erfahrungen entscheidend ist. Auch wir lernen gerne von anderen Menschen. Alles andere wäre töricht. Man sollte sich einfach nur gut überlegen, was man sich von anderen abgucken möchte.
Ich danke Dir für Deinen ausführlichen Kommentar und Deine Meinung! Viele Grüße
Ich finde eure Formulierungen sind häufig ganz schön niveaulos. Die Headlines und Introtexte suggerieren Tiefgang und der Text an sich befindet sich dann auf Boulevardpresse Niveau. Warum man alten Leuten keinen Respekt entgegen bringen sollte… ganz ehrlich, ihr schreibt wie abgestumpfte Vorstadtprolls. Alten Leuten bringt man Respekt entgegen – so wie jedem anderen Menschen auch. Kinder und Alte sind häufig eingeschränkt in ihrem Handlungsspielraum. Ich finde eure Themenauswahl interessant. Aber die meisten Texte zeigen dann eine Richtung auf, die ich persönlich zum erbrechen finde: was macht dich größer, besser, schneller, reicher? Es geht nicht um: was macht mich klüger, intelligenter, umsichtiger und sozialer.
Ich glaube, nicht einer euerer Tips hier ist mehr Wert als das Horoskop in der Bild.
Hallo Sabine, dankesehr für Deinen Kommentar! Freut mich, dass der Beitrag Dich zum Nachdenken gebracht hat. Ich glaube aber, Du hast etwas falsch verstanden, da Du schreibst „Warum man alten Leuten keinen Respekt entgegen bringen sollte… ganz ehrlich, ihr schreibt wie abgestumpfte Vorstadtprolls.“ – Das haben wir nirgends geschrieben und auch niemals gemeint. Es geht darum, dass Alter alleine kein Kriterium dafür ist, dass jemand mehr Wissen und bessere Ratschläge hat.
Es gibt zwei Arten von Respekt: einmal das rein Menschliche. Diese Art sollte man selbstverständlich (fast) jedem entgegen bringen und darum geht es auch in diesem Beitrag auch überhaupt nicht. In diesem Beitrag geht es um die Art von Respekt, die einen stark beeinflusst. Also wenn ich Person A so sehr respektiere, dass ich mich sehr stark von ihrer Meinung beeinflussen lasse. Hier wird es gefährlich und viele lassen sich vom Kriterium Alter so sehr beeinflussen, dass sie vergessen, dass nicht die Masse der Erfahrungen, sondern deren Qualität entscheidend ist.
Zum anderen Teil von Dir: „Aber die meisten Texte zeigen dann eine Richtung auf, die ich persönlich zum erbrechen finde: was macht dich größer, besser, schneller, reicher? Es geht nicht um: was macht mich klüger, intelligenter, umsichtiger und sozialer.“ – Ich sehe, dass Du hier eine Diskrepanz zwischen den beiden Bereichen siehst, die gar nicht da ist. Für mich gehen beide Dinge komplett Hand in Hand und ich weiß, dass man niemals erfolgreich sein wird, wenn man anderen nicht zu ihrem Erfolg verhilft. Ganz nach dem Motto von Zig Ziglar: „The best way to get what you want is to help others get what they want.“
Grundsätzlich hast Du aber Recht, dass wir hier nicht primär über Spenden, Ehrenämter und andere wohltätige Zwecke reden – das ist auch nicht unser Anspruch. Wir sprechen über Erfolgsmenschen. Übrigens sind es diese Erfolgsmenschen, die wirklich etwas in der Welt bewegen können, weil sie die Persönlichkeit, die Disziplin, die Fähigkeiten, das Netzwerk, die Erfahrung und das Kapital dafür haben. Wenn 5000 Studenten auf die Straße gehen und demonstrieren, bewirken sie einen winzigen Bruchteil von dem, was Warren Buffett oder Bill Gates bewirken, wenn sie die Hälfte ihres Vermögens spenden. Mag sein, dass diese Tatsache Idealisten weh tut, aber es ist nunmal die Realität.
Trotzdem vielen Dank Dir und liebe Grüße!
Es sieht für mich so aus, als ob Artur und Michael, die beiden Verfasser des Artikels, den Begriff der Lebenserfahrung selbst nicht verstanden haben. Lebenserfahrung ist nicht Berufserfahrung und ist auch nicht Verhaltenserfahrung. Solche Dinge kann man nicht weiter geben, sie sind situations-, personen- und situationsbedingt und daher nicht übertragbar. Lebenserfahrung bezieht sich doch wohl eher auf allgemeine Erkenntnisse, z.B. das man nicht vorschnell urteilen sollte und sich vor Urteilsbildung erst mal gründlich informiert, oder das man Menschen nicht nach ihrem Aussehen oder Auftritt beurteilt, das man Schwächere nicht überheblich behandelt, etc. Das sind Lebenserfahrungen, die Bestand haben und nicht abhängig sind von Dingen wie sie im Text aufgeführt wurden. Und es sind wirklich LEBENS-Erfahrungen, nicht andere.